Fluchtgeschichte

- Eine Flucht nacherleben- Entscheidungen über wertvolle Dinge treffen

11.9-Fotos-FluchtgeschichteEinleitung:

Wer schon einmal verreist oder umgezogen ist, weiß, was da so alles vorbereitet werden muss. Taschen und Koffer werden gepackt. Jeder überlegt, was er mitnehmen möchte. Oft kennt man das Ziel der Reise und freut sich darauf, dorthin zu kommen. Wichtig ist auch noch, dass man nicht alleine unterwegs ist, sondern gemeinsam mit der Familie. Ganz anders erleben dies Menschen, die fliehen. Sie brechen in aller Eile auf, nehmen nur mit, was sie tragen können. Sie kennen nicht den Ort, wo sie ankommen werden, und oft kann nicht die ganze Familie mitkommen.

Von solch einer Flucht erzählt diese Geschichte.“

1. Teil:

Stell Dir vor, Du lebst in einem kleinen Dorf in Afrika. Gemeinsam mit Deinen Eltern und Geschwistern wohnst Du in einer einfachen Hütte. Jeden Morgen gehst Du mit Deinen Freunden in das nächste Dorf zur Schule. Ihr lernt zusammen und in der Pause spielt Ihr Fußball. Nach der Schule hilfst Du Deiner Mutter. Das Leben der Menschen im Dorf ist einfach, aber alle kennen sich, helfen sich und feiern gerne miteinander. Nur manchmal hörst Du, wie die Erwachsenen davon erzählen, dass sie Angst haben. Sie haben von Männern mit Gewehren gehört, die in die Dörfer kommen, die Familien aus ihren Häusern vertreiben und ihnen alles stehlen. In aller Eile müssen die Menschen ihre Sachen packen und fliehen. Ein paar Wochen später wird diese Angst Wirklichkeit: Die Männer kommen

mit Gewehren in Euer Dorf, alles geht sehr schnell. Nur mit ein paar Gegenständen in der Tasche bringt sich Deine Familie in Sicherheit. Packe Deinen Umschlag aus und schau Dir an, was Du in Deinem Gepäck hast.“

2. Teil:

Nach einem langen Fußmarsch in der Nacht bist Du mit Deiner Mutter und Deinen Geschwistern sehr früh am Morgen in einer Euch fremden Stadt angekommen. Ihr seid hungrig und erschöpft. Ihr folgt den vielen Menschen auf den Straßen und kommt zu einem großen Marktplatz. Hier gibt es Obst, Gemüse, Fisch und vieles mehr. Weil Ihr alle Hunger habt, möchtet Ihr etwas zu essen kaufen. Das geht aber nur, wenn Du zwei Dinge aus Deiner Tasche verkaufst. Entscheide Dich jetzt, welche zwei Dinge Du verkaufen wirst, und lege sie zurück in den Umschlag.“

3. Teil:

Von anderen Menschen, die auch fliehen mussten, erfahrt Ihr, dass es einen Ort gibt, wo Flüchtlinge wie Ihr in Sicherheit seid. Gemeinsam beschließt Ihr, Euch auf den langen Weg dorthin zu machen. Endlich habt Ihr den Busbahnhof am Rande der Stadt gefunden. Ein Bus steht schon zur Abfahrt bereit, aber er ist schon bis hoch oben mit Taschen, Säcken, Kisten und Menschen beladen. Damit Ihr überhaupt mitfahren könnt, müsst Ihr Euer Gepäck um zwei Gegenstände verkleinern. Entscheide Dich, welche zwei Gegenstände Du nicht mitnehmen wirst.“

4. Teil:

Ihr seid nun schon einige Stunden mit dem Bus unterwegs. Langsam werdet Ihr müde und auch immer durstiger. Alles sieht anders aus als zuhause. Plötzlich gibt es einen lauten Knall. O je, ein Reifen ist geplatzt, und weit und breit ist keine Ortschaft in Sicht. Auch einen Ersatzreifen gibt es nicht. Ihr habt keine andere Wahl, als zu Fuß entlang der Straße weiterzugehen. Nach einer Stunde seht Ihr Kinder, die Eimer auf den Köpfen tragen und alle in eine Richtung gehen. Ihr seid so durstig, dass Ihr ihnen folgt und endlich

zu einem Brunnen kommt. Damit Ihr genug trinken könnt, müsst ihr am Brunnen

etwas bezahlen. Statt Geld habt Ihr nur die Sachen in Eurer Tasche. Entscheide Dich, welche zwei Gegenstände Du für das Wasser weggeben wirst.“

5. Teil:

Der Weg führt weiter über einfache Straßen bis an die Grenze Eures Landes. Ihr wisst nicht, was Euch im fremden Land erwarten wird. Ihr sprecht die Landessprache nicht und kennt niemanden. Trotzdem müsst Ihr die Grenze überqueren und nach dem Platz suchen, an dem Flüchtlinge aufgenommen werden. Nachts schlaft ihr am Straßenrand. Als Ihr am nächsten Morgen wach werdet, seid Ihr bestohlen worden. Jedem von Euch fehlt ein Gegenstand aus der Tasche. Was ist Dir gestohlen worden?“

Abschluss

Was hast Du behalten?

Aus welchem Grund hast Du genau dies behalten?

Wie war es für Dich, nach und nach Deine Sachen abgeben zu müssen?

Hast Du solche Geschichten von Flüchtlingen schon öfter gehört?

Was denkst Du von den Flüchtlingen, die bis nach Deutschland kommen?

Was würde Dich dazu bringen, aus Deutschland weg zu gehen?

 

Diese Methode ist der Arbeitshilfe „Praxis 5.0 – Methoden für Tage der Orientierung“ entnommen. Die Arbeitshilfe ist im Juli 2015 vom Referat Jugendarbeit und Schule der kja Würzburg veröffentlicht worden und über die Regionalstelle Würzburg bestellbar.

 

 

Quelle

Praxis 5.0 - Methoden für Tage der Orientierung, Referat Jugendarbeit und Schule, kja Würzburg

Worauf muss ich achten?

Reflexion ist ein elementares Element dieser Übung/Methode, nehmt Euch dafür Zeit!

Dauer

30 Min.

Materialien

- für jeden Teilnehmer ein Umschlag mit acht Bildern - Text zum Vorlesen - Eimer mit Wasser (viel) - Becher - Rohrisolierungen (oder Ähnliches)

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